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In einer Zeit, in der Wahrheit oft nur einen Klick entfernt scheint, brodelt es unter der Oberfläche des Medienvertrauens in Deutschland. Die neuesten Zahlen aus der Mainzer Langzeitstudie und einer Infratest-dimap-Umfrage für den WDR zeigen: Das Vertrauen in die Medien ist ein wackeliger Tanz auf einem dünnen Seil. Während die öffentlich-rechtlichen Medien wie ARD und ZDF weiterhin als Fels in der Brandung gelten, bröckelt die Glaubwürdigkeit an vielen Ecken. Was ist los in Deutschland, wenn selbst die Nachrichten zur Streitfrage werden?

Ein Vertrauens-Hoch mit Rissen

61 Prozent der Deutschen halten Medienberichte laut der WDR-Umfrage von April 2025 für glaubwürdig – ein leichter Anstieg gegenüber 2023. Klingt nach einer guten Nachricht, oder? Doch die Mainzer Langzeitstudie zeigt, dass das Vertrauen seit dem Corona-Hoch von 56 Prozent (2020) auf 44 Prozent (2023) gesunken ist. Die Deutschen scheinen die Medien mit einem misstrauischen Seitenblick zu betrachten, als ob sie sagen wollten: „Netter Versuch, aber ich glaube euch nur halb.“ Besonders der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) bleibt mit 67 Prozent Zustimmung ein Vertrauensanker, doch selbst hier gibt es dunkle Wolken am Horizont.

Spaltung, die unter die Haut geht

Das Land ist gespalten, und die Medien sind mittendrin. In Ostdeutschland misstrauen 54 Prozent dem ÖRR, während im Westen 58 Prozent Vertrauen zeigen. Die „Lügenpresse“-Keule schwingt weiterhin – jeder Fünfte gibt diesem Vorwurf recht, besonders unter AfD-Anhängern und Systemkritikern. Die Forsa-Studie im Info-Monitor 2025 zeigt: Wer den Medien misstraut, hat oft auch die Demokratie satt. Das ist kein Zufall. Wenn die Nachrichten nicht mehr als Kompass dienen, sondern als Zielscheibe, wundert es niemanden, dass die Gesellschaft auseinanderdriftet.

Soziale Medien: Der neue Sündenbock

Jüngere Menschen scrollen durch TikTok und Instagram, aber vertrauen? Fehlanzeige. Die WDR-Umfrage zeigt, dass 18- bis 34-Jährige soziale Medien als Nachrichtenquelle nutzen, sie aber als glaubwürdiger Müll abtun. Desinformation grassiert, und die Plattformen werden zur digitalen Wildnis, in der jeder seinen eigenen „Fakten“ hinterherläuft. Die Forderung nach Regulierung wird lauter, aber wer soll die Zügel anziehen, wenn selbst die Aufseher unter Beschuss stehen?

Medien unter Beschuss

Die Mainzer Langzeitstudie lobt die Medien für Neutralität und Aufdeckung von Missständen, aber die Kritik ist scharf: Ein Viertel der Deutschen fühlt sich von den Medien ignoriert, und 63 Prozent sagen, die Realität werde verzerrt dargestellt. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Branche. Wenn die Leute das Gefühl haben, dass die Medien in einer Blase schweben, wie sollen sie dann Vertrauen aufbauen? Die Medien müssen aus ihrem Elfenbeinturm steigen und aufhören, sich selbst zu feiern.

Demokratie in Gefahr

Der Info-Monitor 2025 legt den Finger in die Wunde: Wer den Medien misstraut, zweifelt auch an der Demokratie. In Ostdeutschland und unter systemkritischen Gruppen ist diese Skepsis besonders stark. Wenn die Medien als Sprachrohr der Mächtigen wahrgenommen werden, statt als Wächter der Wahrheit, ist das ein Alarmsignal. Ohne Vertrauen in die Medien wankt auch das Vertrauen in das System – ein gefährlicher Dominoeffekt.

Wie weiter?

Die Mainzer Langzeitstudie fordert Transparenz, Selbstkritik und mehr Medienvielfalt. Klingt gut, aber reicht das? Die Medien müssen aufhören, sich hinter Fachjargon und Selbstgerechtigkeit zu verstecken. Medienbildung ist ein Schritt, aber die Branche muss auch beweisen, dass sie den Puls der Gesellschaft spürt. Sonst bleibt das Vertrauen ein Kartenhaus, das beim nächsten Skandal zusammenfällt.

Fazit

Das Medienvertrauen in Deutschland 2025 ist ein fragiles Konstrukt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk und Tageszeitungen halten die Stellung, aber die Spaltung der Gesellschaft, die Skepsis gegenüber sozialen Medien und das Gefühl der Entfremdung nagen am Fundament. Die Medien stehen vor einer Wahl: Entweder sie reißen sich zusammen, werden transparenter und näher an den Menschen, oder sie riskieren, endgültig zur Zielscheibe zu werden. Es ist Zeit, dass die vierte Gewalt zeigt, dass sie mehr kann, als nur Schlagzeilen zu produzieren.

JTB

Von JTB

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