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Deutschland, das Land der Dichter, Denker und… Faxgeräte. Während die Welt in die Ära der Künstlichen Intelligenz, Blockchain und autonomen Fahrzeuge stürmt, scheint die Bundesrepublik in einem digitalen Dornröschenschlaf gefangen. Der neue Bundesminister für Digitalisierung, Karsten Wildberger, hat kürzlich ambitionierte Pläne verkündet, um Deutschland endlich ins 21. Jahrhundert zu katapultieren. Doch ist das alles nur heiße Luft, oder steht die Nation tatsächlich vor einem digitalen Quantensprung? Spoiler: Die Chancen stehen gut, dass wir weiterhin im digitalen Mittelalter herumdümpeln.

Ein Land in der digitalen Steinzeit

Es ist fast schon komisch: Deutschland, die Wirtschaftslokomotive Europas, stolpert über ihre eigenen digitalen Füße. Während Länder wie Estland längst digitale Vorreiter sind – dort kann man in Minuten ein Unternehmen online gründen – kämpfen deutsche Bürger mit Behördengängen, die an Kafkaeske Albträume erinnern. Wer in Deutschland ein Auto anmelden will, braucht Geduld, Papierkram und einen halben Tag Urlaub. Online? Fehlanzeige. Das digitale Angebot der Verwaltung ist so übersichtlich wie ein Schrank voller Aktenordner. Und das im Jahr 2025, wo selbst Großmütter in Südkorea ihre Steuern per Smartphone erledigen.

Die Zahlen sprechen Bände: Laut dem Digital Economy and Society Index (DESI) 2024 liegt Deutschland im EU-Vergleich auf Platz 13 – hinter Ländern wie Spanien und Slowenien. Der Glasfaserausbau? Ein Witz. Nur etwa 20 % der Haushalte haben Zugang zu Glasfaser, während Skandinavien längst flächendeckend verkabelt ist. Mobilfunk? In ländlichen Gebieten sucht man 5G oft vergeblich, während Funklöcher so allgegenwärtig sind wie Bratwurst auf dem Oktoberfest. Und die Schulen? Viele Lehrer kämpfen noch mit Kreide und Overheadprojektoren, während digitale Tafeln und Tablets oft nur in Förderprojekten glänzen.

Wildbergers große Versprechen: Mehr als heiße Luft?

Nun tritt Karsten Wildberger auf den Plan, Deutschlands erster Bundesminister für Digitalisierung. Seine Vision: Ein Land, in dem Behördengänge online erledigt werden, Unternehmen durch digitale Prozesse entlastet werden und die Infrastruktur endlich aufholt. Klingt gut, oder? Doch die Realität ist ernüchternd. Wildberger spricht von „digitalen Bürgerportalen“ und „vereinfachten Prozessen“, aber konkrete Pläne bleiben vage. Ein Online-Portal für Kfz-Zulassungen? Das wurde schon vor Jahren versprochen und scheiterte an föderalen Hürden, technischer Inkompetenz und einem Bürokratie-Dschungel, den selbst Indiana Jones nicht durchdringen könnte.

Die Politik scheint sich in Symbolmaßnahmen zu verlieren. Ein Ministerium für Digitalisierung mag nach Fortschritt klingen, aber ohne klare Zielvorgaben, ausreichende Finanzierung und eine Abkehr von der föderalen Kleinstaaterei bleibt es ein Tropfen auf den heißen Stein. Während andere Länder digitale Infrastruktur wie Straßenbau behandeln – als Grundbedürfnis –, wird in Deutschland jede Glasfaserleitung wie ein Mondprojekt diskutiert. Und die Wirtschaft? Unternehmen wie Siemens oder SAP sind global erfolgreich, aber der Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, kämpft mit veralteten IT-Systemen und fehlendem Know-how.

Der Preis der Trägheit

Die Konsequenzen dieser digitalen Lethargie sind verheerend. Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit. Start-ups ziehen nach Berlin, nur um dann nach Singapur oder Silicon Valley abzuwandern, weil die Rahmenbedingungen hier nicht stimmen. Der Fachkräftemangel wird durch ineffiziente Prozesse verschärft, und die junge Generation, die mit TikTok und KI aufwächst, lacht über ein Land, das noch mit Papierformularen wedelt. Die Corona-Pandemie hat es brutal offengelegt: Als Schulen auf Online-Unterricht umstellen mussten, scheiterten viele an fehlender Hardware und schlechter Internetverbindung.

Und dann die Sicherheit. Während Cyberangriffe zunehmen, ist die deutsche Infrastruktur ein offenes Scheunentor. Krankenhäuser, Behörden und Unternehmen werden regelmäßig Opfer von Ransomware, weil Investitionen in Cybersicherheit auf Sparflamme laufen. Die Bundeswehr? Ihre digitale Aufrüstung ist ein Trauerspiel – Drohnen und KI-gestützte Systeme sind Zukunftsmusik, während andere Nationen längst Fakten schaffen.

Ein Weckruf – oder doch nur ein Gähnen?

Wildbergers Ankündigungen könnten ein Wendepunkt sein – oder das nächste Kapitel in der Saga des deutschen Digitalversagens. Was fehlt, ist Mut. Mut, die föderale Bürokratie zu zerschlagen, die Digitalisierung zur Chefsache zu machen und endlich in Infrastruktur zu investieren, statt in Wahlkampfversprechen. Estland hat es vorgemacht: Ein Land mit knapp 1,3 Millionen Einwohnern hat die digitale Verwaltung revolutioniert, weil es eine klare Vision und den Willen zur Umsetzung hatte. Deutschland hingegen scheint sich in endlosen Debatten zu verlieren, während die Welt weiterzieht.

Die Bürger müssen ebenfalls aufwachen. Wer weiterhin Faxgeräte verteidigt und Digitalisierung als „nice to have“ betrachtet, wird in einer globalisierten Welt untergehen. Es ist Zeit, die Ärmel hochzukrempeln und die digitale Revolution nicht nur zu predigen, sondern zu leben. Sonst bleibt Deutschland, was es digital gesehen schon lange ist: ein Dinosaurier, der zwar groß ist, aber längst ausgestorben wirkt.

JTB

Von JTB

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