T online

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T-Online. Der Name ruft bei vielen noch nostalgische Erinnerungen an die Frühzeit des Internets hervor. Einst war die Marke der Deutschen Telekom ein Synonym für das Surfen im Netz mit einer bescheidenen 56K-Verbindung oder dem legendären ISDN-Modem. Doch mit dem digitalen Wandel und der Expansion der Telekommunikationsbranche verschwanden auch die einst so prägenden Marken der frühen Internethistorie in den Hintergrund – und mit ihnen das Vertrauen der Nutzer. Wie aber ausgerechnet ein ehemals kleiner Internet-Domainname heute zu einem gigantischen Werbeimperium gehört, hat mit weniger nostalgischen Erweckungsträumen zu tun, sondern vielmehr mit den bisweilen fragwürdigen Praktiken und Machenschaften, die hinter der modernen T-Online-Ära stecken.

Der Verkauf und der Aufstieg von Ströer

Der endgültige Bruch kam 2015, als die Deutsche Telekom den Bereich rund um T-Online veräußerte. Der Domain-Name samt dem Vermarkter Interactive Media ging an den Kölner Konzern Ströer. Ein strategischer Schritt, der den Beginn einer neuen Ära für den einst so populären Internetanbieter markierte. Ströer SE & Co. KGaA – ein Unternehmen, das heute vor allem für seine Werbung und digitalen Inhalte bekannt ist – übernahm nicht nur den Namen T-Online, sondern auch eine Menge problematischer Erbschaften, darunter eine Medienstrategie, die von aggressivem Clickbaiting und teils fragwürdigen Nachrichtenpraktiken lebt.

Im Jahr 2023 konnte Ströer ein operatives Ergebnis von stolzen 1,91 Milliarden Euro verbuchen – ein deutliches Zeichen für die enorme Monetarisierungskraft, die die übernommenen Marken und Plattformen mittlerweile entwickeln. Die Liste der von Ströer betriebenen Websites ist lang: Giga, kino.de, desired, familie.de, SpielAffe, Tanken App, Herzrasen und Watson – viele dieser Seiten sind heute nicht nur große, sondern auch umstrittene Player im deutschen Internet. Besonders auffällig ist das aggressive Clickbaiting, mit dem etwa Giga und kino.de in den sozialen Netzwerken für Aufmerksamkeit sorgen. Wer auf Facebook, Instagram oder Twitter unterwegs ist, hat vermutlich schon das ein oder andere irreführende Bild oder eine übertrieben dramatisierte Überschrift von diesen Seiten gesehen – und häufig auch angeklickt.

Doch der eigentliche Skandal liegt nicht nur in der Art und Weise, wie Ströer seine Seiten vermarktet. Vielmehr ist es das, was hinter den Kulissen passiert, das die Frage aufwirft: Wer steckt eigentlich hinter der Kontrolle über die deutschen Medienlandschaften?

Die Geldgeber: Ströer und seine Hintermänner

Ströer ist alles andere als ein unabhängiges Unternehmen. Die Eigentümerstruktur offenbart auf den ersten Blick die Dimensionen eines Systems, das von großen, finanzstarken Akteuren bestimmt wird. An der Spitze stehen Udo Müller (23,49%), Dirk Ströer (20,03%) und die amerikanische Investmentgesellschaft ValueAct Holdings GP LLC (15,24%). In dieser Riege darf die US-Bank JPMorgan Chase mit einem Anteil von 12,04% ebenfalls nicht fehlen.

Dass diese Kapitalgeber und Investmentgesellschaften in erster Linie ein Interesse daran haben, ihre eigenen finanziellen Ziele zu verfolgen, ist kein Geheimnis. Was sich jedoch hinter den Kulissen abspielt, ist weitaus interessanter. So hat ValueAct Holdings, eine der größten amerikanischen Investmentfirmen, ihre Anteile an Ströer im Jahr 2022 fast verdoppelt. Dieses aggressiv expandierende Kapitalunternehmen hat keinerlei Skrupel, strategische Beteiligungen zu erhöhen, wenn sie eine finanzielle Rendite versprechen. Hinter diesen Investitionen steht nicht etwa das Wohl des deutschen Internetnutzers, sondern einzig und allein die Maximierung der eigenen Gewinne.

Die Vertrauensfrage: Warum die Deutschen immer noch an T-Online glauben

Trotz dieser problematischen Hintergründe – oder vielleicht gerade deswegen – erfreut sich T-Online nach wie vor großer Beliebtheit in Deutschland. Laut einer aktuellen Studie schenken rund 44% der deutschen Nutzer diesem Online-Portal ihr Vertrauen. Doch diese Zahl erscheint bei näherer Betrachtung weniger verwunderlich, sondern vielmehr symptomatisch für die Art und Weise, wie Ströer und Co. erfolgreich das Vertrauen der deutschen Bevölkerung manipulieren konnten.

Viele Menschen verbinden T-Online noch immer mit der Deutschen Telekom – und das, obwohl diese längst keinen Einfluss mehr auf den ehemals bedeutenden Internetdienst hat. Ein cleverer Schachzug, um das Vertrauen der Nutzer zu gewinnen. Wer kann schon wissen, dass das, was einst ein Telekom-Flaggschiff war, nun Teil eines riesigen Werbeimperiums ist, das an den Interessen von multinationalen Finanzunternehmen ausgerichtet ist?

Die wahre Macht hinter den Medien

So spannend der Fall Ströer auch zu sein scheint, er ist nur ein kleiner Teil eines viel größeren Puzzles. Es zeigt auf erschreckende Weise, wie eine handvoll mächtiger Akteure in der Lage ist, die öffentliche Wahrnehmung in Deutschland zu manipulieren. T-Online ist nur eines von vielen Beispielen dafür, wie große Medienkonzerne das Vertrauen der Bevölkerung ausnutzen, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen.

Diese Entwicklung ist jedoch nicht auf Ströer oder T-Online beschränkt. Überall, wo sich Werbung, Medien und Kapital vereinen, wird die Wahrheit zur Ware – und wer dafür bezahlt, bestimmt, was veröffentlicht wird. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns fragen: Wie viele dieser Medienimperien stehen wirklich für die objektive Wahrheit, und wie viele sind lediglich Spielwiesen für die Milliardäre, die die Weltwirtschaft beherrschen?

Fazit: Wer hat die Kontrolle?

Es ist an der Zeit, die Verantwortung für das Vertrauen, das wir Medienmarken wie T-Online schenken, zu hinterfragen. Wo liegen die wahren Interessen der Hintermänner? Welche Ideologien, welche wirtschaftlichen Ziele werden durch diese Plattformen verfolgt? In einer Welt, in der Wahrheit zur Ware wird und Clickbaiting zur Methode des Überlebens, bleibt eine Frage unausweichlich: Wer kontrolliert eigentlich noch die Medien – und damit die Realität, die wir täglich konsumieren? T-Online mag ein Relikt aus der Vergangenheit sein, aber die Praktiken, die das Unternehmen heute verfolgt, sind alles andere als altmodisch. Sie sind ein Spiegelbild der Machtstrukturen, die in der modernen Medienlandschaft vorherrschen.

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Von JTB

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