Erdbeben

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Der Tag, an dem die Erde zitterte

Am Morgen des 28. März 2025 erschütterte ein gewaltiges Erdbeben der Stärke 7,7 Südostasien – mit einem Epizentrum nahe der myanmarischen Stadt Sagaing, nur 16 Kilometer nordwestlich der Millionenmetropole Mandalay. Heute, am 30. März, zwei Tage später, ist die Lage erschreckend klar: Über 1.600 Tote allein in Myanmar, mehr als 3.400 Verletzte, und die Zahlen klettern weiter. In Thailand starben mindestens 17 Menschen, als ein Rohbau in Bangkok wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel. Rettungskräfte graben mit bloßen Händen in Trümmern, während die Welt zusieht – und sich fragt: Warum war niemand vorbereitet?

Zerstörung ohne Grenzen

Die Erschütterungen waren so stark, dass sie von Bangkok bis Hanoi, von Yunnan in China bis nach Bangladesch spürbar waren. Minutenlang zitterte die Erde, Häuser kippten wie Spielzeug, Straßen rissen auf, Brücken stürzten ein. In Mandalay begrub eine Moschee zehn Gläubige unter sich, in Taungoo starben fünf Menschen in einem Kloster, das einst Vertriebenen Schutz bot. Historische Pagoden, Symbole eines reichen kulturellen Erbes, liegen in Schutt und Asche. Das Rote Kreuz warnt vor einem möglichen Dammbruch am Irrawaddy – ein weiteres Damoklesschwert über einem Land, das ohnehin am Abgrund steht.

Myanmar: Chaos im Chaos

Myanmar, ein Land, das seit dem Militärputsch 2021 im Chaos versinkt, ist das Epizentrum der Katastrophe – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Militärjunta, die sich sonst mit eiserner Faust an der Macht hält, rief in einem seltenen Moment der Schwäche um internationale Hilfe. Doch wie viel davon kommt wirklich an? Der Bürgerkrieg tobt weiter, trotz einer angekündigten zweiwöchigen Kampfpause der oppositionellen Nationalen Einheitsregierung (NUG). „Verteidigungshandlungen“ seien ausgenommen, heißt es – eine schwammige Formulierung, die kaum Hoffnung auf Ruhe macht. Hilfsgüter aus Indien, China und Thailand treffen ein, aber die Verteilung? Ein logistischer Albtraum in einem Land ohne Strom, ohne intakte Straßen, ohne Vertrauen in die Machthaber.

Bangkok: Die Hauptstadt kämpft

In Bangkok, rund 1.000 Kilometer vom Epizentrum entfernt, kämpfen Helfer gegen die Zeit. Ein 30-stöckiges Hochhaus im Bau begrub Dutzende Arbeiter unter sich. 83 Menschen gelten noch als vermisst, die Toten stapeln sich – buchstäblich. „Wir transportieren Leichen mit Lieferwagen, zehn bis zwanzig auf einmal“, berichtet ein erschöpfter Helfer der Nachrichtenagentur AFP. Die thailändische Regierungschefin Paetongtarn Shinawatra versprach „jegliche Hilfe“ – doch wie glaubwürdig ist das, wenn die eigene Hauptstadt mit den Folgen kämpft?

Warnungen in den Wind geschlagen

Die Experten sind sich einig: Das war kein Zufallstreffer. Die Sagaing-Verwerfung, eine tektonische Nahtstelle, an der die indische und die eurasische Platte aneinanderreiben, ist ein bekanntes Risiko. „Alle 100 Jahre ein Beben dieser Größe“, sagt Geophysiker Oliver Heidbach vom Deutschen Geoforschungsinstitut. Und doch: Wo waren die Warnsysteme? Warum wurden Millionen Menschen kalt erwischt? In Japan oder Kalifornien hätte es Sirenen gegeben, Evakuierungen, Vorbereitung. In Südostasien? Panik, Chaos, und ein Haufen zerbrochener Hoffnungen.

Wer trägt die Schuld?

Provokant gesagt: Ist das die Strafe für jahrelange Ignoranz? Myanmar versinkt seit Jahren in Gewalt und Armut, Thailand baut Hochhäuser ohne Rücksicht auf Verluste – und jetzt zahlen die Schwächsten den Preis. Die internationale Gemeinschaft schickt Satellitenbilder und ein paar Millionen Euro, aber reicht das? Henry Braun von der Welthungerhilfe spricht von „Leichengeruch in den Straßen“ und „verängstigten Menschen“. Bei 42 Grad in Mandalay kämpfen Verschüttete ums Überleben – jede Stunde zählt, und doch fehlen Räumgeräte, Helfer, Koordination.

Ein Weckruf ohne Echo

Die Welt schaut zu, spendet vielleicht ein paar Tränen und etwas Kleingeld. Aber die eigentliche Frage bleibt: Wer trägt die Verantwortung? Die Natur, die unbarmherzig zuschlägt? Oder die Regierungen, die versagt haben, ihre Menschen zu schützen? Südostasien bebt – und mit ihm eine Gewissheit: Diese Katastrophe war keine Überraschung, sondern ein Versagen mit Ansage. Wann lernen wir endlich dazu?

JTB

Von JTB

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