Asbest

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Seit Anfang Dezember gilt in Deutschland eine neue Gefahrstoffverordnung, die den Arbeits- und Gesundheitsschutz insbesondere bei der Sanierung älterer Gebäude verschärft. Ein zentraler Fokus liegt dabei auf dem krebserregenden Baustoff Asbest, der in vielen Häusern zu finden ist, die vor 1993 errichtet wurden. Da diese Gebäude etwa drei Viertel des gesamten deutschen Wohnungsbestands ausmachen, sind Hausbesitzer, Immobilienverwalter, Handwerker und Sachverständige gleichermaßen von den neuen Regelungen betroffen.

Warum ist Asbest so gefährlich?

Asbest galt jahrzehntelang als wahres Wundermaterial im Bauwesen: Es ist hitzebeständig, widerstandsfähig und kostengünstig. Doch spätestens seit den 1970er Jahren wurde immer deutlicher, dass Asbestfasern beim Einatmen erhebliche Gesundheitsrisiken bergen. Die feinen Fasern können tief in die Lunge eindringen und dort schwere Erkrankungen wie Asbestose oder Lungenkrebs verursachen. Daher wurde die Verwendung von Asbest in Deutschland 1993 verboten. Doch Millionen von Gebäuden enthalten nach wie vor asbesthaltige Materialien in Dächern, Wänden, Bodenbelägen oder Fassadenplatten.

Was ändert sich durch die neue Gefahrstoffverordnung?

Mit der neuen Verordnung wird der Schutz vor Asbest bei Sanierungsarbeiten erheblich verschärft. Wer ein Gebäude sanieren will, muss vor Beginn der Arbeiten eine detaillierte Gefährdungsbeurteilung durchführen lassen. Ist nicht eindeutig auszuschließen, dass Asbest in der Bausubstanz vorhanden ist, gelten strenge Schutzmaßnahmen. Diese beinhalten unter anderem:

  • Einsatz von Spezialfirmen: Arbeiten an asbesthaltigen Materialien dürfen nur von zertifizierten Fachbetrieben durchgeführt werden.
  • Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz: Die Belastung durch Asbestfasern muss durch geeignete Maßnahmen wie Absaugtechnik, Schutzanzüge und Atemmasken minimiert werden.
  • Strenge Entsorgungsrichtlinien: Asbesthaltige Baustoffe dürfen nicht einfach auf normalen Baustellencontainern entsorgt werden, sondern müssen sachgerecht in speziellen Deponien abgelagert werden.

Welche Auswirkungen hat die Verordnung auf Hausbesitzer und Handwerker?

Für Eigentümer und Immobilienverwalter bedeutet die neue Regelung einen erhöhten Aufwand bei der Planung von Modernisierungen oder Instandsetzungen. Besonders betroffen sind auch Handwerksbetriebe, die sich mit einer steigenden Anzahl an Vorschriften konfrontiert sehen.

Ein entscheidender Punkt ist die finanzielle Belastung: Die Versicherungswirtschaft geht davon aus, dass die neuen Anforderungen Mehrkosten in der Gebäudeversicherung von über 190 Millionen Euro pro Jahr verursachen werden. Diese Kosten dürften letztlich auf Eigentümer und Mieter umgelegt werden.

Neue Orientierungshilfe: Praxisleitfaden zum Asbestrisiko

Um den betroffenen Akteuren mehr Sicherheit im Umgang mit der neuen Verordnung zu bieten, wurde ein Praxisleitfaden zum „Umgang mit Asbest bei der Gebäudesanierung“ entwickelt. Dieses Dokument, herausgegeben vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) über seine Tochtergesellschaft VdS, befindet sich derzeit noch in der Konsultationsphase. Dennoch ist der Entwurf bereits unter folgendem Link abrufbar: vds.de/konsultationsverfahren/vds-3155-entwurf.

Der Leitfaden bietet konkrete Handlungsempfehlungen für Hausbesitzer, Verwalter, Sachverständige und Handwerker und hilft ihnen, rechtliche und sicherheitstechnische Anforderungen effizient umzusetzen.

Fazit: Mehr Schutz, aber auch mehr Aufwand

Die neue Gefahrstoffverordnung stellt einen wichtigen Schritt zum besseren Schutz von Arbeitnehmern und Bewohnern vor den Gefahren des Asbests dar. Allerdings geht sie mit einem erheblichen Mehraufwand und steigenden Kosten einher. Gerade für kleinere Handwerksbetriebe und private Hausbesitzer bedeutet dies eine zusätzliche Herausforderung. Der neue Praxisleitfaden könnte dabei eine wertvolle Unterstützung bieten, um die neuen Vorgaben praxistauglich umzusetzen.

Wer demnächst eine Sanierung plant, sollte sich rechtzeitig informieren und professionelle Beratung in Anspruch nehmen. So lassen sich Risiken minimieren und unerwartete Kosten vermeiden.

JTB

Von JTB

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