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In einer Zeit, in der die Energiewende in Deutschland mit großen Schritten vorangetrieben wird, reden alle von Windkraft, Solarenergie und Wasserstoff. Doch ein Begriff, der in den glanzvollen Reden von Politikern und Umweltaktivisten selten die Hauptbühne betritt, ist die **Grundlast**. Klingt langweilig, technisch, vielleicht sogar altmodisch – und doch ist sie das unsichtbare Rückgrat, das unsere Stromversorgung am Leben hält. Was bedeutet Grundlast eigentlich? Warum ist sie für Deutschland so wichtig? Und warum sollten wir uns Sorgen machen, wenn wir sie in der Euphorie der erneuerbaren Energien aus den Augen verlieren? Dieser Artikel wirft einen provokanten Blick auf ein Thema, das spannender ist, als es auf den ersten Blick scheint.
Was ist Grundlast überhaupt?
Beginnen wir mit der Definition, bevor wir uns in die Tiefen der deutschen Energiewirtschaft stürzen. Die Grundlast im Strombereich bezeichnet die Mindestmenge an elektrischer Energie, die in einem Stromnetz kontinuierlich benötigt wird – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Sie ist der Sockel, auf dem alles andere aufbaut: die ständige Versorgung von Krankenhäusern, Fabriken, Serverzentren, Bahnnetzen und ja, auch der Kühlschrank in Ihrem Zuhause, der Ihre Lebensmittel frisch hält. Im Gegensatz zur Spitzenlast, die bei plötzlichen Verbrauchsspitzen – etwa wenn abends alle gleichzeitig den Fernseher einschalten – anfällt, ist die Grundlast die stabile Basis.
In Deutschland liegt die Grundlast je nach Jahreszeit und Wirtschaftslage bei etwa 40 bis 50 Gigawatt. Das entspricht grob der Leistung von 40 bis 50 großen Kraftwerken, die ununterbrochen laufen müssen, um das System stabil zu halten. Klingt simpel? Ist es aber nicht. Denn Strom lässt sich nicht so einfach „auf Vorrat“ produzieren wie Kartoffeln oder Stahl. Er muss in dem Moment erzeugt werden, in dem er verbraucht wird. Das macht die Grundlast zu einem technischen und wirtschaftlichen Drahtseilakt.
Warum Deutschland ohne Grundlast im Dunkeln säße
Stellen Sie sich vor, es ist ein kalter Winterabend. Die Sonne ist längst untergegangen, der Wind hat sich schlafen gelegt, und die Photovoltaikanlagen auf den Dächern sowie die Windräder in der Nordsee liefern – nichts. Genau hier zeigt sich, warum die Grundlast so entscheidend ist. Ohne eine verlässliche Energiequelle, die auch dann Strom liefert, wenn erneuerbare Energien versagen, würde das deutsche Stromnetz zusammenbrechen wie ein Kartenhaus im Sturm. Und nein, das ist kein dystopisches Szenario – es ist eine reale Gefahr.
Deutschland ist eine Industrienation. Unternehmen wie BASF, Siemens oder Volkswagen brauchen nicht nur viel Strom, sondern vor allem **verlässlichen** Strom. Eine Fabrik, die plötzlich stillsteht, weil der Wind nicht weht, verliert Millionen. Noch schlimmer: Krankenhäuser, deren Notstromaggregate nur für Stunden ausgelegt sind, könnten in eine Krise geraten. Die Grundlast ist also nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Stabilitätsfaktor.
Doch hier kommt der provokante Knackpunkt: Die Energiewende, so wie sie aktuell gestaltet ist, scheint die Bedeutung der Grundlast zu ignorieren. Während Kohle- und Atomkraftwerke – die traditionellen Garanten der Grundlast – abgeschaltet werden, fehlt ein Plan B. Wind und Sonne sind großartig, aber sie sind wetterabhängig. Batterien? Noch viel zu teuer und zu wenig leistungsfähig, um die Grundlast eines ganzen Landes zu stemmen. Wasserstoff? Ein Zukunftstraum, der erst in Jahrzehnten flächendeckend einsatzbereit sein könnte. Was bleibt, ist eine gefährliche Lücke – und die Frage: Wer hält das Netz am Laufen, wenn die grüne Vision an ihre Grenzen stößt?
Die Grundlast und ihre unsichtbaren Helden
Historisch gesehen wurde die Grundlast in Deutschland vor allem von Kohle- und Kernkraftwerken gedeckt. Diese Kraftwerke sind wie die fleißigen Arbeiter im Hintergrund: nicht glamourös, nicht hip, aber verdammt zuverlässig. Ein Kohlekraftwerk kann Tag und Nacht laufen, unabhängig davon, ob draußen die Sonne scheint oder der Sturm tobt. Dasselbe gilt für Atomkraftwerke, die zudem nahezu klimaneutral sind – ein Fakt, der in der deutschen Debatte gerne unter den Teppich gekehrt wird.
Doch die Politik hat entschieden: Kohle und Kernenergie sollen weg. Bis 2038 soll die Kohle verschwinden, die letzten Atomkraftwerke wurden bereits 2023 abgeschaltet. Ein mutiger Schritt, keine Frage. Aber auch ein riskanter. Denn die erneuerbaren Energien, die den Ausstieg kompensieren sollen, sind noch lange nicht bereit, die Rolle der Grundlast zu übernehmen. Das Ergebnis? Deutschland importiert immer mehr Strom aus dem Ausland – oft aus Ländern, die weniger Skrupel haben, Kohle oder Gas zu verfeuern. Ironisch, oder? Da schalten wir unsere Kraftwerke ab, um das Klima zu retten, und kaufen dann schmutzigen Strom von nebenan.
Die Energiewende auf dem Prüfstand
Die Energiewende ist ein deutsches Prestigeprojekt, das weltweit bewundert wird. Doch genau hier liegt die Provokation: Ist sie wirklich so genial, wie wir uns einreden? Ohne eine Lösung für die Grundlast droht sie zum teuren Selbstbetrachtungsspiel zu verkommen. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im Jahr 2024 waren die Strompreise in Deutschland so hoch wie nie zuvor, und die Netzstabilität wurde mehrfach gefährdet. Experten warnen vor sogenannten „Dunkelflauten“ – Zeiten, in denen weder Wind noch Sonne zur Verfügung stehen. Ohne Grundlast wird aus der Energiewende eine Energiewende-light: viel Symbolik, wenig Substanz.
Die Politik setzt auf Gaskraftwerke als Übergangslösung. Gas ist flexibel einsetzbar und kann die Grundlast zumindest teilweise sichern. Doch auch hier lauern Probleme: Gas macht uns abhängig von Importen, etwa aus Russland oder Katar, und ist alles andere als klimaneutral. Die grüne Bewegung, die Kohle und Atomkraft verteufelt, schweigt oft zu dieser Doppelmoral. Ist Gas wirklich die bessere Alternative, oder nur ein politisch opportunes Pflaster auf einer klaffenden Wunde?
Ein Blick in die Zukunft: Grundlast 2.0?
Wenn wir ehrlich sind, braucht Deutschland eine neue Strategie. Die Grundlast wird nicht verschwinden, nur weil wir sie ignorieren. Im Gegenteil: Mit der fortschreitenden Elektrifizierung – Elektroautos, Wärmepumpen, digitale Infrastruktur – wird der Bedarf an stabiler Energie noch steigen. Was also tun?
Eine Option wäre, die Kernenergie noch einmal zu überdenken. Moderne Reaktoren sind sicherer und effizienter als je zuvor, und sie könnten eine klimafreundliche Grundlast liefern. Doch der gesellschaftliche Konsens in Deutschland steht dagegen – Fukushima hat tiefe Spuren hinterlassen. Eine andere Möglichkeit wäre der massive Ausbau von Speichertechnologien. Große Batterien oder Pumpspeicherkraftwerke könnten erneuerbare Energien zwischenspeichern und so die Schwankungen ausgleichen. Doch das kostet Milliarden und braucht Zeit – Zeit, die wir vielleicht nicht haben.
Und dann gibt es noch die radikale Idee: Warum nicht die Verbraucher selbst einbeziehen? Mit intelligenten Stromzählern könnte man den Verbrauch steuern – weniger Waschmaschine, wenn der Wind schläft. Doch wer will schon sein Leben nach dem Wetterbericht richten? Die Deutschen lieben ihre Freiheit – und ihren Strom genau dann, wenn sie ihn brauchen.
Fazit: Die Grundlast als Realitätscheck
Die Grundlast ist mehr als ein technischer Begriff. Sie ist ein Spiegel unserer Energiepolitik, unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft. Solange wir keine Antwort darauf haben, wie wir sie zuverlässig und klimafreundlich sichern, bleibt die Energiewende ein Traum mit unsicherem Ausgang. Deutschland steht an einem Scheideweg: Entweder wir packen das Problem an – mit Pragmatismus und Mut zu unpopulären Entscheidungen – oder wir riskieren, im Dunkeln zu stehen, während der Rest der Welt uns auslacht.
Provokant? Vielleicht. Aber manchmal braucht es einen Weckruf, um aus der grünen Komfortzone aufzuwachen. Die Grundlast ist nicht sexy, aber sie ist essenziell. Und wer das nicht begreift, hat die Energiezukunft nicht verstanden.
Quellen gibt es sehr viele hier nur eine genannte:
Merkur