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Der schwerste Schlag: US-Angriff auf Hodeida
Ein Inferno aus Feuer und Rauch, 80 Tote, 150 Verletzte – das ist die grausame Bilanz des bisher folgenschwersten Angriffs der US-Streitkräfte auf einen Ölhafen in der jemenitischen Stadt Hodeida, die von der Huthi-Miliz kontrolliert wird. Der von den Huthis betriebene Sender Al-Masirah TV berichtete am Freitag von der Katastrophe, die nicht nur Menschenleben forderte, sondern auch die ohnehin fragile Infrastruktur des kriegsgebeutelten Landes weiter zerstörte. Doch während die USA von einem „präzisen Schlag gegen Terroristen“ sprechen, werfen Kritiker Washington vor, mit unverhohlener Arroganz einen ohnehin leidenden Staat weiter in den Abgrund zu stoßen.
Die Huthis, vom Iran unterstützt und Teil der sogenannten „Achse des Widerstands“, reagierten mit wütender Vergeltung. Nach eigenen Angaben feuerten sie Raketen auf Israel und zwei US-Flugzeugträger ab – ein klares Signal, dass sie sich nicht beugen werden. Der Angriff auf Hodeida markiert einen neuen Höhepunkt in einer Eskalation, die längst außer Kontrolle geraten ist. Doch was treiben die USA hier eigentlich? Ist dies ein Kampf gegen den Terror oder ein zynisches Spiel um Macht und Ressourcen?
Die US-Version: „Terroristen“ und „illegale Einnahmen“
Das US-Regionalkommando Centcom bestätigte den Angriff und rechtfertigte ihn mit der Notwendigkeit, eine „wichtige Einnahmequelle“ der Huthis zu zerstören. Der Ölhafen sei eine „Treibstoffquelle für die vom Iran unterstützten Huthi-Terroristen“ gewesen, erklärte Centcom. Ziel sei es, die wirtschaftliche Basis der Miliz zu schwächen, die „seit über zehn Jahren die Region terrorisiere“ und ihre eigenen Landsleute ausbeute. Klingt edel, doch die Realität ist komplizierter.
Die USA haben seit Mitte März eine groß angelegte Militäroperation im Jemen gestartet, um die Angriffe der Huthis auf Schiffe im Roten Meer zu stoppen. US-Präsident Donald Trump, bekannt für seine markigen Sprüche, drohte der Miliz gar mit „vollständiger Vernichtung“. Seitdem hagelt es nahezu täglich Bomben auf Huthi-kontrollierte Gebiete. Doch was hat diese Strategie bisher gebracht? Die Huthis sind nicht geschwächt, sondern scheinen entschlossener denn je. Ihre Angriffe auf Schiffe und Ziele in Israel gehen unvermindert weiter – angeblich „aus Solidarität mit den Palästinensern“ im Gazastreifen.
Der Iran wettert, die Welt schweigt
Der Iran, wichtigster Unterstützer der Huthis, verurteilte den US-Angriff scharf. Ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran nannte die Attacke „barbarisch“ und eine „klare Verletzung der Grundprinzipien der Vereinten Nationen“. Doch abgesehen von solchen Verbalattacken bleibt die internationale Reaktion erstaunlich gedämpft. Wo sind die Proteste der UN? Wo die Empörung der europäischen Staaten, die sonst so schnell bei Menschenrechtsverletzungen aufschreien? Die Stille ist ohrenbetäubend – und verrät viel über die Doppelmoral in der globalen Politik.
Denn während die USA ihre militärische Übermacht demonstrieren, bleibt der Jemen ein vergessenes Schlachtfeld. Seit Jahren tobt hier ein Krieg, der Millionen Menschen in Hunger und Elend gestürzt hat. Die Huthis sind zweifellos keine Unschuldslämmer – ihre Raketenangriffe auf zivile Schiffe und ihre brutale Herrschaft über weite Teile des Landes sprechen eine klare Sprache. Doch die US-Intervention, die angeblich Stabilität bringen soll, scheint eher das Gegenteil zu bewirken: mehr Tod, mehr Zerstörung, mehr Chaos.
Die „Achse des Widerstands“: Huthis, Hamas, Hisbollah
Um die Dynamik dieses Konflikts zu verstehen, muss man die Huthis im größeren Kontext betrachten. Sie sind Teil der sogenannten „Achse des Widerstands“, einer vom Iran angeführten Allianz, zu der auch die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon gehören. Diese Gruppen eint ein gemeinsames Ziel: die Vernichtung Israels und der Widerstand gegen westliche Einflusssphäre, allen voran die USA. Seit dem beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, der den aktuellen Gaza-Krieg auslöste, haben die Huthis ihre Angriffe auf Israel und Schiffe im Roten Meer massiv intensiviert.
Die Huthis rechtfertigen ihre Aktionen als Solidaritätsbekundung für die Palästinenser. Doch ihre Angriffe auf zivile Frachtschiffe im Roten Meer, einer der wichtigsten Handelsrouten der Welt, treffen vor allem die globale Wirtschaft – und damit auch die ärmsten Länder, die auf Importe angewiesen sind. Hier zeigt sich die zynische Doppelmoral der Huthis: Sie kämpfen angeblich für Gerechtigkeit, während sie selbst Leid und Instabilität verbreiten.
Ein Land im Würgegriff des Krieges
Der Jemen ist ein Land am Rande des Abgrunds. Seit 2014, als die Huthis die Hauptstadt Sanaa einnahmen, ist das Land in einen brutalen Bürgerkrieg verstrickt. Die von Saudi-Arabien angeführte Koalition, unterstützt von den USA, hat jahrelang gegen die Huthis gekämpft – mit verheerenden Folgen. Laut UN-Angaben sind über 370.000 Menschen gestorben, Millionen auf der Flucht, und mehr als die Hälfte der Bevölkerung leidet unter akutem Hunger. Die Zerstörung des Ölhafens in Hodeida wird diese humanitäre Katastrophe weiter verschärfen, denn der Hafen war eine Lebensader für Treibstoff- und Lebensmittellieferungen.
Die USA behaupten, mit ihren Angriffen die Huthis zu schwächen und die Region zu stabilisieren. Doch die Realität sieht anders aus. Jeder Bombenangriff radikalisiert mehr Menschen, stärkt die Propaganda der Huthis und spielt dem Iran in die Hände, der seine Rolle als „Verteidiger der Unterdrückten“ weiter ausbauen kann. Es ist ein Teufelskreis, der nur Verlierer kennt – allen voran die jemenitische Bevölkerung.
Die große Frage: Was will Washington?
Was also treiben die USA im Jemen? Geht es wirklich nur darum, die Huthis zu stoppen, oder verfolgt Washington größere geopolitische Ziele? Der Jemen liegt strategisch günstig am Eingang zum Roten Meer, einer der wichtigsten Handelsrouten der Welt. Kontrolle über diese Region bedeutet Einfluss auf den globalen Handel – ein Preis, der für die USA von unschätzbarem Wert ist. Zudem ist der Kampf gegen die Huthis ein indirekter Schlag gegen den Iran, den die USA als ihren Hauptgegner im Nahen Osten betrachten.
Doch die US-Strategie wirkt kurzsichtig. Statt die Huthis zu schwächen, stärken die Angriffe deren Entschlossenheit und geben ihnen Munition für ihre anti-amerikanische Propaganda. Gleichzeitig wächst die Gefahr einer größeren regionalen Eskalation. Sollten die Huthis ihre Angriffe auf US-Ziele oder Israel weiter ausweiten, könnte der Konflikt schnell außer Kontrolle geraten – mit unabsehbaren Folgen für die gesamte Region.
Ein Ausweg? Fehlanzeige
Die internationale Gemeinschaft steht vor einem Dilemma. Die Huthis sind ein Problem, keine Frage. Ihre Angriffe auf zivile Schiffe und ihre brutale Herrschaft im Jemen sind inakzeptabel. Doch die militärische Strategie der USA, die auf Zerstörung und Konfrontation setzt, hat bisher nur mehr Leid gebracht. Ein nachhaltiger Ausweg aus der Krise müsste auf Diplomatie und humanitäre Hilfe setzen – doch davon ist wenig zu sehen.
Stattdessen scheint der Jemen weiterhin ein Spielball geopolitischer Interessen zu sein. Die USA bombardieren, der Iran liefert Waffen, und die Huthis kämpfen weiter. Inmitten dieses Chaos bleibt die jemenitische Bevölkerung auf der Strecke – gefangen in einem Krieg, den sie nicht gewollt hat. Der Angriff auf Hodeida ist nur ein weiterer blutiger Akt in diesem Drama. Und solange die Welt zusieht, statt zu handeln, wird das Leid kein Ende nehmen.
Quelle:
Welt