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Deutschland liebt sein Bargeld. Während in vielen Ländern Kartenzahlung oder digitale Zahlungsdienste längst dominieren, setzen viele Deutsche nach wie vor auf den Griff in die Geldbörse. Doch jetzt bahnt sich eine Veränderung an, die Millionen Menschen im Alltag spüren werden: Die 1- und 2-Cent-Münzen stehen vor dem Aus. Experten drängen auf eine drastische Maßnahme, die unser Bezahlsystem grundlegend verändern könnte.
Kleingeld adé: Warum die Bundesbank die Mini-Münzen loswerden will
Das Nationale Bargeldforum, eine von der Bundesbank ins Leben gerufene Expertenrunde, setzt sich für eine radikale Neuerung ein: Die Ein- und Zwei-Cent-Münzen sollen verschwinden. Die Begründung? Die Herstellungskosten seien zu hoch, die Handhabung ineffizient und das Verbraucherverhalten ohnehin im Wandel. Der Vorschlag des Forums: Eine europaweite Gesetzesänderung, die kleine Cent-Münzen obsolet macht.
Stattdessen sollen Beträge an der Kasse auf 5 Cent gerundet werden. Bedeutet konkret: Ein Produkt, das bisher 5,99 Euro kostet, soll künftig auf 6,00 Euro aufgerundet werden. Umgekehrt würde ein Artikel für 2,41 Euro auf 2,40 Euro abgerundet. Diese Regelung wäre nicht neu – in mehreren Ländern Europas ist das System bereits etabliert. Finnland, Irland, die Niederlande, Belgien, Estland, Italien und die Slowakei haben sich von den kleinsten Münzen faktisch verabschiedet.
Widerstand aus dem Einzelhandel
Trotzdem scheint der Vorstoß politisch gewollt. Während sich Banken, Verbraucherschützer und Geldtransportunternehmen für das Aus der kleinen Münzen aussprechen, hält sich der Widerstand des Einzelhandels in Grenzen. Sollten die Pläne realisiert werden, könnte Deutschland schon bald auf europäischer Ebene aktiv werden und den Antrag in Brüssel vorantreiben.
Die Vorteile: Warum der Cent-Schwund Sinn macht
Befürworter der Reform sehen zahlreiche Vorteile in der Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen. Burkhard Balz, Vorstand der Bundesbank, argumentiert, dass die Herstellungskosten der kleinen Münzen im Vergleich zu ihrem Nennwert viel zu hoch seien. Der Staat zahlt also drauf – und das in Zeiten, in denen der Staatshaushalt ohnehin unter Druck steht.
Zudem dürften sich viele Verbraucher darüber freuen, keine Zeit mehr an der Kasse zu verlieren, um die letzten Centstücke aus der Geldbörse zu kramen. Eine aktuelle Umfrage des Eurobarometers zeigt, dass 53 Prozent der Deutschen die Abschaffung beider Münzen bejubeln würden. Dorothea Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen formuliert es deutlich: „An der Supermarktkasse den letzten Cent herauszusuchen, macht vielen keine Freude.“
Ein weiteres Argument: Bargeld könnte durch die Reduzierung der Münzvielfalt attraktiver werden. In Zeiten, in denen digitale Zahlungsmethoden auf dem Vormarsch sind, wäre das ein willkommener Nebeneffekt. Tatsächlich können sich bereits 33 Prozent der Deutschen vorstellen, komplett auf Bargeld zu verzichten.
Der Anfang vom Ende des Bargelds?
Doch ist die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen nur ein harmloser Verwaltungsakt oder der nächste Schritt auf dem Weg zur bargeldlosen Gesellschaft? Kritiker befürchten Letzteres. Sie sehen in der schleichenden Reduzierung des Bargelds einen Angriff auf finanzielle Freiheit und Anonymität. Schon jetzt gibt es Diskussionen über die Begrenzung von Bargeldzahlungen – ein Trend, der viele misstrauisch macht.
Was feststeht: Der deutsche Umgang mit Bargeld könnte sich in den kommenden Jahren drastisch ändern. Ob das nun ein Segen oder ein Fluch ist, wird die Zeit zeigen.
Quelle:
Giga