Catcalling

Einleitung – Zwischen Schutz und Überregulierung
Die SPD will Catcalling – also das Hinterherrufen, Pfeifen oder sexuell anzügliche Kommentare im öffentlichen Raum – unter Strafe stellen. Klingt nach einem Fortschritt für den Schutz vor Belästigung. Doch bei genauerem Hinsehen drängt sich die Frage auf: Schaffen wir hier wirklich mehr Sicherheit – oder nur ein weiteres Stück Symbolpolitik, das am Ende mehr Probleme als Lösungen bringt?

Zum Youtube Video

Was die SPD plant
Der Vorstoß sieht vor, Catcalling als eigene Straftat oder Ordnungswidrigkeit zu definieren. Ziel: Betroffene sollen leichter Anzeige erstatten können, Täter sollen abgeschreckt werden. Die SPD verweist auf Länder wie Frankreich oder Belgien, wo es bereits Bußgelder gibt.

Doch schon hier beginnt die Debatte: In Frankreich hat sich gezeigt, dass die Zahl der Anzeigen gering ist – nicht, weil es kein Catcalling mehr gäbe, sondern weil Beweise fehlen und Betroffene oft keine Lust haben, sich durch ein Verfahren zu kämpfen.

Das Beweisproblem

Wie will man Catcalling nachweisen? Ein Pfiff, ein Satz – und schon ist der Täter in der Menge verschwunden. Ohne Zeugen oder Videoaufnahmen bleibt es Aussage gegen Aussage. Die Polizei wird kaum Ressourcen haben, jedem verbalen Übergriff hinterherzujagen.

Kritiker warnen: Ein Gesetz, das kaum durchsetzbar ist, untergräbt das Vertrauen in den Rechtsstaat. Es schafft Erwartungen, die in der Praxis nicht erfüllt werden können – und öffnet im schlimmsten Fall die Tür für Missbrauch durch falsche Anschuldigungen.

Flirtverbot durch die Hintertür?
Befürworter betonen, dass es nicht um harmlose Komplimente geht. Doch wo verläuft die Grenze? Zwischen „Schöner Mantel!“ und „Geiler Arsch!“ liegen Welten – aber wer entscheidet, was noch erlaubt ist?

Die Gefahr: Aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen könnten Menschen im öffentlichen Raum jede spontane Ansprache vermeiden. Das mag manchen gefallen, aber es verändert das soziale Klima – und zwar nicht unbedingt zum Besseren.

Symbolpolitik statt Ursachenbekämpfung
Catcalling ist ein Symptom von Sexismus und mangelndem Respekt. Doch ein Strafgesetz ändert keine Haltungen. Wer wirklich etwas verändern will, müsste in Bildung, Aufklärung und Prävention investieren – nicht nur in Paragrafen.

Ein Gesetz, das vor allem Schlagzeilen produziert, aber kaum Wirkung entfaltet, ist am Ende nichts anderes als ein politisches Feigenblatt. Die SPD kann sich als Kämpferin für Frauenrechte inszenieren, ohne die mühsame Arbeit an den Wurzeln des Problems zu leisten.

Gefahr der politischen Spaltung
Ein weiterer Nebeneffekt: Solche Vorstöße polarisieren. Während die einen jubeln, fühlen sich andere bevormundet. Die Debatte wird schnell ideologisch – und wer Kritik äußert, läuft Gefahr, als frauenfeindlich abgestempelt zu werden. Das vergiftet den Diskurs und verhindert eine differenzierte Auseinandersetzung.

Fazit – Gut gemeint ist nicht gut gemacht
Niemand bestreitet, dass Catcalling respektlos und verletzend sein kann. Aber ein Gesetz, das kaum durchsetzbar ist, unklare Grenzen zieht und am Kern des Problems vorbeigeht, ist fragwürdig.

Die SPD riskiert, mit ihrem Vorstoß vor allem Schlagzeilen zu produzieren – und am Ende weder die Sicherheit noch das Miteinander im öffentlichen Raum spürbar zu verbessern. Vielleicht wäre es ehrlicher, den Mut zu haben, in Bildung, Kulturwandel und echte Prävention zu investieren, statt auf ein Gesetz zu setzen, das in der Praxis vor allem eines ist: ein Papiertiger.

 

Quellen:
Verbraucherschutzforum
DerStandard
Merkur

JTB

Von JTB

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert