Blackout

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Die jüngsten Stromausfälle in Spanien und Portugal, ausgelöst durch ein schweres Unwetter, haben in Deutschland die Debatte über die Stabilität des Stromnetzes neu entfacht. Am 5. Mai 2025, dem Erdüberlastungstag, an dem Deutschland sein Jahresbudget für erneuerbare Ressourcen aufgebraucht hat, steht das Land vor einer doppelten Herausforderung: die Energiewende voranzutreiben und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Experten warnen, dass die steigende Abhängigkeit von erneuerbaren Energien, der Ausstieg aus Kohle und Kernenergie sowie geopolitische Spannungen die Gefahr eines Blackouts erhöhen könnten. Doch wie real ist diese Bedrohung, und was tut Deutschland, um sie abzuwehren?

Ein fragiles Gleichgewicht

Das deutsche Stromsystem gilt als eines der zuverlässigsten weltweit. Laut der Bundesnetzagentur lag die durchschnittliche Dauer von Stromausfällen 2023 bei nur 12,7 Minuten pro Verbraucher. Doch die Energiewende stellt das System vor neue Herausforderungen. Der Anteil erneuerbarer Energien – Wind, Solar, Biomasse – liegt mittlerweile bei über 50 % der Stromerzeugung. Diese Quellen sind jedoch wetterabhängig, was die Netzstabilität gefährden kann. Dunkelflauten, also Perioden ohne Wind und Sonne, zwingen das System, auf Reserve- und Gaskraftwerke zurückzugreifen, die teuer und klimaschädlich sind.

Hinzu kommt die schrittweise Abschaltung von Kohle- und Kernkraftwerken. Der Ausstieg aus der Kernenergie wurde 2023 vollzogen, und die Kohleverstromung soll bis 2038 enden, in einigen Regionen wie dem Rheinischen Revier bereits 2030. Diese Lücke muss durch den Ausbau erneuerbarer Energien und Speichertechnologien geschlossen werden, doch der Fortschritt hinkt hinterher. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fehlen bis 2030 etwa 100 Gigawatt an Speicherkapazität, um Schwankungen auszugleichen.

Blackout-Szenarien: Was könnte schiefgehen?

Ein flächendeckender Blackout, also ein kompletter Zusammenbruch des Stromnetzes, ist nach Einschätzung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Mögliche Auslöser wären extreme Wetterereignisse, wie sie Spanien und Portugal getroffen haben, Cyberangriffe auf kritische Infrastruktur oder ein Dominoeffekt durch den Ausfall eines großen Kraftwerks. Besonders im Winter, wenn der Stromverbrauch hoch ist und Dunkelflauten häufiger auftreten, steigt das Risiko.

Ein weiterer Faktor sind geopolitische Unsicherheiten. Deutschland importiert einen Großteil seines Erdgases, das für Spitzenlastkraftwerke benötigt wird. Die Abhängigkeit von Lieferungen, etwa aus Norwegen oder den USA, macht das System anfällig für Preisschwankungen und Lieferengpässe. Die EU-Kommission hat zudem eine umstrittene Studie vorgelegt, die vorschlägt, Europa in Strompreiszonen aufzuteilen. Kritiker befürchten, dass dies Deutschland mit seinen hohen Stromkosten benachteiligen könnte, während Befürworter argumentieren, es würde den Wettbewerb fördern.

Maßnahmen gegen die Blackout-Gefahr

Die Bundesregierung und Netzbetreiber setzen auf mehrere Strategien, um das Risiko zu minimieren. Erstens wird das Stromnetz massiv ausgebaut. Bis 2030 sollen 12.000 Kilometer neue Leitungen entstehen, um erneuerbare Energien aus windreichen Regionen wie der Nordsee in den Süden zu transportieren. Der Fortschritt ist jedoch langsam, da Genehmigungsverfahren und Bürgerproteste den Ausbau verzögern.

Zweitens investiert Deutschland in Speichertechnologien. Großbatterien, Pumpspeicherkraftwerke und innovative Lösungen wie Wasserstoffproduktion sollen Schwankungen ausgleichen. Laut Fraunhofer-Institut könnten Wasserstoffspeicher bis 2040 eine Schlüsselrolle spielen, doch die Technologie ist noch teuer und nicht flächendeckend einsatzbereit.

Drittens setzt die Bundesnetzagentur auf „Smart Grids“ – intelligente Stromnetze, die Verbrauch und Erzeugung in Echtzeit steuern. Haushalte mit Smart Metern können ihren Verbrauch an die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien anpassen, etwa durch zeitgesteuerte Waschmaschinen oder Elektroauto-Ladestationen. Allerdings ist der Rollout von Smart Metern in Deutschland schleppend, mit nur 2 Millionen installierten Geräten bis 2024.

Was tun im Ernstfall?

Das BBK empfiehlt Haushalten, sich auf Stromausfälle vorzubereiten. Ein Notvorrat sollte Wasser, Lebensmittel für zehn Tage, eine Batterie-Radio, Taschenlampen und Kerzen umfassen. Unternehmen und Krankenhäuser sind angehalten, Notstromaggregate bereitzuhalten. Im Falle eines Blackouts wäre die Wiederherstellung des Netzes eine Frage von Stunden bis Tagen, da das europäische Verbundnetz Deutschland stützen könnte. Dennoch wären die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen enorm.

Blick in die Zukunft

Die Debatte über Strompreiszonen und die jüngsten Ereignisse in Südeuropa zeigen, dass die Energiewende nicht nur eine nationale, sondern eine europäische Aufgabe ist. Deutschland muss den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen, bürokratische Hürden abbauen und in resiliente Infrastruktur investieren. Gleichzeitig sind Verbraucher gefragt, ihren Energieverbrauch bewusster zu gestalten. Die Gefahr eines Blackouts bleibt gering, doch die Warnsignale sind unübersehbar. Nur mit einer Kombination aus Technologie, Planung und gesellschaftlichem Bewusstsein kann Deutschland sein Stromsystem zukunftssicher machen.

Was denkst du über die Gefahr eines Blackouts in Deutschland? Schreib uns deine Meinung in die Kommentare!

Quellen: Bundesnetzagentur, BDEW, BBK, Fraunhofer-Institut, Tagesschau

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Von JTB

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