No afd

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Die Debatte um ein mögliches Verbotsverfahren gegen die Alternative für Deutschland (AfD) hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Florian Streibl, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Bayerischen Landtag, hat in einer Stellungnahme lautstark ein Verbot der AfD gefordert. Seine Begründung: Die Partei verachte die freiheitlich-demokratische Grundordnung und sei mit 25 Prozent in einer Umfrage erstmals stärkste Kraft bundesweit. Ein „erschreckendes“ Ergebnis, das die Demokratie alarmieren müsse, so Streibl. Doch was klingt wie ein entschlossener Ruf nach „wehrhafter Demokratie“, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein gefährlicher Präzedenzfall, der die Grundpfeiler der Demokratie selbst bedroht. Ein Verbotsverfahren gegen eine Partei, die von Millionen Bürgern gewählt wird, ist nicht nur undemokratisch – es ist ein Schlag ins Gesicht der Meinungsfreiheit und des politischen Wettbewerbs.

Der Vorwurf: AfD als Bedrohung

Streibl stützt seine Argumentation auf eine Ipsos-Umfrage, die der AfD aktuell 25 Prozent Zustimmung bescheinigt – ein Ergebnis, das die Partei erstmals vor die Union katapultiert. Für den Freie-Wähler-Politiker ist dies ein „Alarmsignal“. Die AfD, so Streibl, stehe nicht auf dem Boden des Grundgesetzes. Ihre Programmatik sei in Teilen „gesichert rechtsextrem“, und sie mache „keinen Hehl“ daraus, die Demokratie zu verachten. Ein Verbotsverfahren sei daher „überfällig“, um die Partei mit allen Mitteln des Rechtsstaats zu bekämpfen.

Diese Rhetorik ist nicht neu. Schon seit Jahren wird die AfD von Teilen der etablierten Politik und Medien als Gefahr für die Demokratie gebrandmarkt. Der Verfassungsschutz beobachtet die Partei, einzelne Landesverbände gelten als „gesichert rechtsextrem“. Ein neues Gutachten des Bundesverfassungsschutzes, das demnächst erscheinen soll, könnte die gesamte Bundes-AfD in diese Kategorie einordnen. Für Streibl und andere Befürworter eines Verbots ist dies der entscheidende Hebel, um die Partei aus dem politischen Raum zu verbannen.

Ein gefährlicher Präzedenzfall

Doch halt – ist ein Parteiverbot wirklich der richtige Weg, um mit einer unbequemen politischen Kraft umzugehen? Die Forderung nach einem Verbotsverfahren wirft fundamentale Fragen auf, die weit über die AfD hinausgehen. In einer Demokratie entscheiden die Bürger an der Wahlurne, welche Parteien sie unterstützen. Die AfD mag polarisieren, sie mag Positionen vertreten, die viele als problematisch oder gar gefährlich empfinden – aber sie ist eine legal zugelassene Partei, die von Millionen Menschen gewählt wird. Ihre 25 Prozent in der Umfrage sind kein Zufall, sondern Ausdruck eines tiefen Unmuts in der Bevölkerung. Diesen Unmut mit einem Verbot zu ersticken, anstatt ihn politisch zu adressieren, ist nicht nur kurzsichtig – es ist zutiefst undemokratisch.

Ein Parteiverbot ist kein Kavaliersdelikt. Das Grundgesetz stellt hohe Hürden für ein solches Verfahren, und das aus gutem Grund. In der Geschichte der Bundesrepublik gab es nur zwei Verbotsverfahren: gegen die SRP, eine Nachfolgeorganisation der NSDAP, und gegen die KPD, die kommunistische Partei. Beide Fälle lagen in einer Zeit, in der die junge Bundesrepublik ihre Demokratie gegen konkrete Bedrohungen absichern musste. Die AfD mit diesen Extremen gleichzusetzen, ist ein gewagter Schritt. Sie ist keine paramilitärische Organisation, die den Umsturz plant, sondern eine Partei, die im Bundestag, in Landtagen und auf kommunaler Ebene sitzt. Ihre Positionen mögen kontrovers sein, aber sie bewegen sich größtenteils im Rahmen des legalen politischen Diskurses.

Die Instrumentalisierung des Verfassungsschutzes

Ein entscheidender Punkt in Streibls Argumentation ist die mögliche Hochstufung der AfD durch den Verfassungsschutz. Sollte die Bundes-AfD als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft werden, könnte dies die Grundlage für ein Verbotsverfahren liefern. Doch genau hier liegt ein Problem: Der Verfassungsschutz ist kein neutraler Schiedsrichter. Er steht unter der Aufsicht des Innenministeriums, das wiederum von einer Regierungspartei geführt wird. In einer Zeit, in der die etablierten Parteien an Zustimmung verlieren und die AfD wächst, ist die Versuchung groß, den Verfassungsschutz als politisches Instrument zu nutzen. Eine Hochstufung der AfD könnte weniger auf objektiven Kriterien basieren als auf dem Wunsch, einen unbequemen Konkurrenten auszuschalten.

Dieser Verdacht ist nicht aus der Luft gegriffen. Schon heute gibt es Kritik daran, dass die Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz die Meinungsfreiheit einschränkt. Politiker der AfD berichten von Einschüchterung, gesellschaftlicher Ächtung und beruflichen Konsequenzen für Mitglieder. Ein Verbot würde diese Dynamik auf die Spitze treiben. Es würde signalisieren: Wer bestimmte Meinungen vertritt, hat in der Politik nichts zu suchen. Damit wird nicht nur die AfD getroffen, sondern jeder Bürger, der sich von ihr vertreten fühlt. Ein solcher Schritt entfremdet Menschen von der Demokratie, anstatt sie einzubinden.

Wehrhafte Demokratie oder autoritäre Kontrolle?

Streibl spricht von einer „wehrhaften Demokratie“, die sich gegen die AfD behaupten müsse. Doch was bedeutet Wehrhaftigkeit in diesem Kontext? Bedeutet sie, dass man eine Partei verbietet, weil sie unbequem ist? Oder bedeutet sie, dass man ihre Argumente im offenen Diskurs widerlegt und die Bürger mit besseren Ideen überzeugt? Die Geschichte zeigt, dass Verbote oft nach hinten losgehen. Sie machen aus Gegnern Märtyrer und verstärken den Eindruck, dass das System Angst vor Kritik hat. Die AfD würde ein Verbot vermutlich nutzen, um sich als Opfer zu inszenieren und ihre Anhänger weiter zu mobilisieren.

Die Freien Wähler und andere Befürworter eines Verbots übersehen, dass die Stärke der Demokratie nicht in der Unterdrückung von Gegnern liegt, sondern in ihrer Fähigkeit, Widersprüche auszuhalten. Eine Demokratie, die nur funktioniert, solange alle Parteien „brav“ sind, ist keine Demokratie – sie ist ein kontrollierter Raum, in dem nur bestimmte Meinungen erlaubt sind. Genau das ist der Punkt, an dem Streibls Forderung undemokratisch wird. Indem er ein Verbot fordert, unterstellt er, dass die Bürger nicht in der Lage sind, selbst zu entscheiden, welche Partei sie wählen wollen. Er misstraut dem Wähler – und damit dem Kern der Demokratie.

Der Elefant im Raum: Warum wächst die AfD?

Anstatt die AfD zu verbieten, sollten sich die Freien Wähler und andere Parteien fragen, warum die AfD so stark ist. 25 Prozent Zustimmung kommen nicht von ungefähr. Sie sind ein Symptom für ein tieferliegendes Problem: Viele Bürger fühlen sich von der Politik nicht mehr vertreten. Sie sehen eine Kluft zwischen den Eliten in Berlin und ihrem Alltag. Themen wie Migration, wirtschaftliche Unsicherheit und kulturelle Identität bewegen die Menschen – und die AfD spricht diese Themen an, während andere Parteien oft ausweichen oder moralisieren.

Ein Verbot würde dieses Problem nicht lösen, sondern verschärfen. Die Wähler der AfD würden nicht plötzlich zu Fans der Freien Wähler oder der Grünen werden. Sie würden sich noch weiter vom System abwenden, möglicherweise radikalisieren. Der richtige Weg wäre, die AfD politisch zu stellen: mit klaren Argumenten, mit überzeugenden Visionen, mit einer Politik, die die Sorgen der Menschen ernst nimmt. Doch das ist mühsam. Es erfordert Selbstkritik und die Bereitschaft, Fehler einzugestehen. Ein Verbot hingegen ist die einfache Lösung – und genau deshalb so gefährlich.

Fazit: Ein Angriff auf die Freiheit

Florian Streibls Forderung nach einem AfD-Verbot mag gut gemeint sein, aber sie ist ein Schritt in die falsche Richtung. Sie untergräbt die Prinzipien, die eine Demokratie ausmachen: Meinungsfreiheit, politischer Wettbewerb, Vertrauen in die Bürger. Ein Verbot würde nicht die Demokratie schützen, sondern sie schwächen. Es würde zeigen, dass das System Angst hat – vor der AfD, vor ihren Wählern, vor dem offenen Diskurs.

Die wahre Herausforderung liegt nicht in Karlsruhe, wo ein Verbotsverfahren entschieden würde, sondern in den Köpfen der Bürger. Die etablierten Parteien müssen aufhören, die AfD als Feindbild zu benutzen, und anfangen, die Ursachen ihres Erfolgs zu bekämpfen. Nur so kann die Demokratie gestärkt werden – nicht durch Verbote, sondern durch Überzeugung. Alles andere ist ein Verrat an den Werten, die Streibl zu schützen vorgibt.

Quelle:
Apollo News
Junge Freiheit

JTB

Von JTB

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